Die Jury

 

Die ökumenische Jury prämiert aus der Wettbewerbsreihe «Fokus: Schweiz, Deutschland und Österreich» einen Film, der sich neben künstlerischer Qualität durch die Vermittlung biblischer Werte in einer universellen Perspektive auszeichnet und einen relevanten Beitrag in Bezug auf aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzungen leistet.

Tobias Grimbacher

Tobias Grimbacher ist Synodalrat der Katholischen Kirche im Kanton Zürich und in diesem Jahr Präsident der Jury.

Drei Antworten zu Fragen zum Filmpreis lesen (2020)

Andrea Marco Bianca
Andrea Marco Bianca ist Vizepräsident des Kirchenrates der Reformierten Kirche Kanton Zürich und Pfarrer in Küsnacht.

 

Was die Kirche eigentlich am ZFF zu suchen hat und was es mit dem Filmpreis auf sich hat, darüber sprechen die Moderatoren von RefLab, der Online-Community der Reformierten Kirche im Kanton Zürich, in ihrem aktuellen Podcast mit Jurymitglied Andrea Marco Bianca.

 

Drei Antworten zu Fragen zum Filmpreis lesen (2018)

Marie-Therese Mäder

Marie-Therese Mäder ist Medien- und Religionswissenschaftlerin. Sie lehrt als Privatdozentin im Fach Religionswissenschaft an der LMU, im Bereich von Religion und Öffentlichkeit an der Universität Zürich und Medienethik an den Fachhochschulen Bern und Graubünden. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Medien und Religion, Migration, Bestattungskultur, Mediatisierung von religiösen und säkularen Ritualen, Religion in Serien, Zuschauerforschungen im Feld von Religion und Ethik, ethische Dimensionen dokumentarischer Medien, Ethik des Digitalen und der KI.

Weitere Informationen unter marie-theresemaeder.com.

 

Drei Fragen an Marie-Therese Mäder

Aus welchen Gründen sind Sie Mitglied der Jury für den kirchlichen Filmpreis geworden?

Als Medien-und Filmwissenschaftlerin schaue ich gerne Filme und liebe es ebenso über Filme zu diskutieren. Denn Filme soll man erst nehmen. Sie formulieren oftmals kritische Perspektiven auf gesellschaftlich-politisch relevante Fragen zum Menschsein. Deshalb erachte ich es als sinnvoll und wichtig, auch den Zürcher Kirchen an einem solchen Festival eine Stimme zu geben.

 

Welche Kriterien zeichnen Ihrer Ansicht nach einen preiswürdigen Film für den Filmpreis der Kirchen aus?

Die Filme sollen mittels einer eigenen audiovisuellen Sprache ethische Dimensionen wie u.a. Verantwortung, Nächstenliebe, Menschenwürde und Respekt thematisieren und gesellschaftlich relevante Fragen kritisch reflektieren.

 

Welcher ist Film ist Ihr Lieblingsfilm aller Zeit?

Den gibt es nicht. Das Kino an sich stellt für mich einer meiner kulturellen Lieblingsorte dar. Jedesmal wenn es dunkel wird im Kinosaal, schwirren Schmetterlinge in meinem Bauch rum

Baldassare Scolari

Baldassare Scolari ist promovierter Religionswissenschaftler mit Fokus auf Medien- und Kulturforschung. Er unterrichtet Medienethik an der Fachhochschule Graubünden und Theorien und Methoden der Medienforschung an der Hochschule der Künste Bern.

 

Interview mit Baldassare Scolari :

 

Aus welchen Gründen sind Sie Mitglied der Jury für den kirchlichen Filmpreis geworden? 

Ich habe mehrere wissenschaftliche Artikel über Religion und Film publiziert und einen Sammelband über die Passionsgeschichte in der Kultur mit Fokus auf filmische Darstellungen mitherausgegeben. Zudem hatte ich bereits die Gelegenheit in zwei Film-Jurys (in Locarno und Fribourg) mitzuwirken.  Und – falls das noch nicht klar sein sollte: Ich mag Filme!

 

Welche Kriterien zeichnen für Sie persönlich bzw. Ihrer Ansicht nach einen preiswürdigen Film aus?

Ein guter Film hat eine Signatur, erschafft etwas Neues, kombiniert auf unerwartete Weise Genres, Styles und filmsprachliche Elemente. Ein guter Film ist subversiv, unbequem und kritisch. Ein guter Film ist schön, lustig, traurig, skurril, einfach und kompliziert.

 

Welches ist Ihr persönlicher Lieblingsfilm aller Zeiten?

Diese Frage ist einfach unbeantwortbar. Ich habe zu viele Lieblingsfilme. Ich kann hier frei, assoziativ und ohne Systematik einige auflisten: Lazzaro Felice (Alice Rohrwacher, 2018); The Wild Bunch (Sam Peckinpah, 1969); Amarcord (Federico Fellini, 1993); After Hours (Martin Scorsese, 1985); Blade Runner (Ridley Scott, 1982); Cul-de-sac (Roman Polansky, 1966); Il buono, il brutto, il cattivo (Sergio Leone, 1966) ; Travolti da un insolito destino nell’azzurro mare di agosto (Lina Wertmüller, 1974), Brazil (Terry Gilliam, 1985); Corpus Christi (Jan Komasa, 2019), Shichinin no samurai (Akira Kurosawa, 1954), Land and freedom (Ken Loach, 1995), Laitakaupungin valot (Aki Kaurismäki, 2006), Down by law (Jim Jarmusch, 1986), El ángel exterminador (Luis Buñuel, 1962); La Ricotta (Pier-Paolo Pasolini, Episode aus Ro.Go.Pa.G., 1993), El Topo (Alejandro Jodorowsky, 1970).

Brigitta Rotach

Brigitta Rotach war als Theologin und Kulturjournalistin langjährige Redaktorin bei «Sternstunde Religion» (SRF) und Programmleiterin im Berner «Haus der Religionen-Dialog der Kulturen». Seit Mai 2023 ist sie Co-Präsidentin der Jüdischen-liberalen Gemeinde (JLG) in Zürich. Sie ist Gründungsmitglied von «SERET» und «Yesh! Neues aus der jüdischen Filmwelt» sowie im Vorstand von Interfilm Schweiz.

 

Interview mit Brigitta Rotach:

 

Aus welchen Gründen sind Sie Mitglied der Jury für den kirchlichen Filmpreis geworden?

Natürlich zunächst einmal, weil ich dafür angefragt wurde. Dies ist bemerkenswert, weil ich nicht Mitglied einer Kirche, sondern der Jüdischen Liberalen Gemeinde Or Chadasch bin. Tatsächlich aber habe ich einen engen Bezug zu Filmen. In meiner Dissertation zum Buch Jona in der Rezeption von Beispielen aus der Bildenden Kunst habe ich einen Film von Alain Tanner ausführlich bearbeitet und mir dabei filmwissenschaftliches Handwerkszeug angeeignet. Als Interfilm-Mitglied konnte ich bei mehreren ökumenischen und interreligiösen Jurys mitarbeiten, etwa am Filmfestival von Locarno, in Nyon oder Leipzig. Im Haus der Religionen – Dialog der Kulturen, wo ich bis vor Kurzem die Kulturprogramme leitete, habe ich zusammen mit einem engagierten OK unter dem Titel «Film KultuRel» ein spezielles Filmangebot aufgebaut, in dem wir Filme zum jeweiligen Jahresthema zeigten und mit speziellen Gästen anschliessend moderierte Filmgespräche führten. Und als Vorsitzende der Kulturkommission in meiner Gemeinde war ich Gründungsmitglied von «Seret. Kino aus der Jüdischen Welt» und später zusätzlich noch von «Yesh! Neues aus der jüdischen Filmwelt», das einzige Filmfestival der Schweiz mit jüdischem Fokus. Die Mehrheit der von uns sorgfältig ausgewählten Werke dürfen wir dem Schweizer Publikum als Premiere vorführen. Dazu visionieren wir im Team jeden Herbst 60 bis 80 aktuelle Filme und wählen gemeinsam unser Programm aus. Kurz gesagt, Film ist eine grosse Passion für mich.

 

Welche Kriterien zeichnen für Sie persönlich bzw. Ihrer Ansicht nach einen preiswürdigen Film aus?

Einerseits muss natürlich die Qualität stimmen, möglichst auch die Art, wie er sein Thema behandelt; wenn möglich sollte er also einen kreativen oder neuen Zugang bieten. Aber in einer ökumenischen bzw. interreligiösen Jury spielt selbstverständlich der Inhalt auch eine wichtige Rolle. Der preiswürdige Film sollte aus meiner Sicht existenzielle menschliche Grundfragen behandeln, neue Sinndimensionen eröffnen, auch gesellschaftspolitische Fragen aufwerfen und im besten Fall interessante Ansätze zu Antworten liefern.

 

Welches ist Ihr persönlicher Lieblingsfilm aller Zeiten?

Schwierig zu sagen. Da gehe ich auf einen Klassiker zurück, den Western «High Noon».

 

(Interview: Madeleine Stäubli)