Drei Fragen an die Jury 2018
Wir wollten die Jury 2018 etwas besser kennen lernen und haben allen drei Fragen gestellt – hier die Antworten.
Wir wollten die Jury 2018 etwas besser kennen lernen und haben allen drei Fragen gestellt – hier die Antworten.
Aus welchen Gründen sind Sie Mitglied der Jury für den kirchlichen Filmpreis geworden?
Bei meiner Tätigkeit im Film hatte ich immer wieder interessante Auseinandersetzungen mit Vertreterinnen und Vertretern der Kirche. Schon mein allererster Film in der Studienzeit drehte sich um das Leben im Kapuzinerkloster Solothurn. Ich habe später als Filmdozentin erleben dürfen, dass die Landeskirchen eine aktive und konstruktive Filmpolitik verfolgen. Mit meiner Teilnahme in der Jury möchte ich diese wichtige Politik unterstützen.
Welche Kriterien zeichnen Ihrer Ansicht nach einen preiswürdigen Film aus?
Film ist für mich ein Fenster zur Welt, das neue Blicke ermöglicht und andere Perspektiven eröffnen soll. Der Film darf verunsichern, soll zur Reflexion anregen, Gefühle auslösen, Entdeckungen ermöglichen und so unseren Diskurs über das Dasein bereichern. Ich beurteile einen Film danach, inwieweit er zu diesen Zielen beiträgt.
Welches ist Ihr Lieblingsfilm aller Zeit?
SIB (The Apple) von Samira Makhmalbaf, Iran, 1998.
Aus welchen Gründen sind Sie Mitglied der Jury für den kirchlichen Filmpreis geworden?
Zusammen mit einer Jury Filmemacher*innen unterstützen zu können, ist eine herausfordernde, aber auch sehr reizvolle Aufgabe.
Welche Kriterien zeichnen Ihrer Ansicht nach einen preiswürdigen Film aus?
Es gibt viele verschiedene Aspekte, unter welchen Filme betrachtet und diskutiert werden können. Ein Film soll berühren, faszinieren, zum Staunen bringen, ggf. irritieren, eher Fragen aufwerfen als Beantworten, den Horizont erweitern. Am Schluss interessiert mich jedoch immer eine Mischung aus argumentierbaren Kriterien und Intuitivem, Magischem und Unerklärbaren.
Welches ist Ihr Lieblingsfilm aller Zeit?
Im Moment im Ranking sehr oben gerade „Gilbert Grape“ von Lasse Hallström und „The Player“ von Robert Altmann.
Aus welchen Gründen sind Sie Mitglied der Jury für den kirchlichen Filmpreis geworden?
Weil ich angefragt wurde. Und zugesagt habe ich, weil ich seit über zwanzig Jahren als Filmkritiker und -publizist tätig bin. Weshalb: Weil mich das Kino seit meiner Kindheit fest im Griff hat, und weil ich über nichts anderes so ausdauernd nachdenken und diskutieren mag, wie über Filme…und über Religion…und Filme…
Welche Kriterien zeichnen Ihrer Ansicht nach einen preiswürdigen Film aus?
Es muss ein Film sein, der mich inhaltlich und formal, intellektuell und emotional nicht mehr loslässt. Der immer stärker wirkt, je länger die Vorführung zurückliegt. Ob er dann auch noch preiswürdig ist, das wird sich in der Diskussion unter den Jurymitgliedern zeigen. Auf diese Diskussion freue ich mich besonders. Darauf zu überzeugen und überzeugt zu werden.
Welches ist Ihr Lieblingsfilm aller Zeit?
«Secondhand Lions» – ein Film, der es nie in unsere Kinos gebracht hat und es auch nie auf irgendeine eine Liste der besten Filme bringen wird. Ich jedoch bin ihm treu ergeben: https://filmleser.com/2018/05/09/mein-lieblingsfilm
Aus welchen Gründen sind Sie Mitglied der Jury für den kirchlichen Filmpreis geworden?
In der ökumenischen Jury vertrete ich die Interessen der Katholischen Kirche im Kanton Zürich, sie ist die eine der zwei Ausrichterinnen des kirchlichen Filmpreises. Allerdings urteile ich autonom als Seelsorger und in der Filmarbeit erfahrener Theologe.
Welche Kriterien zeichnen Ihrer Ansicht nach einen preiswürdigen Film aus?
Vor allem andern muss der Preisträger von hervorragender filmästhetischer Qualität sein, egal, ob es ein Dokumentar- oder ein Spielfilm ist. Damit der Förderaspekt möglichst greift, geniesst ein Erstlingsfilm einen gewissen Bonus. Der Film sollte relevante gesellschaftliche, religiöse oder ethische Fragen aufwerfen, ohne sie in irgendeine Richtung engzuführen.
Welches ist Ihr Lieblingsfilm aller Zeit?
Lieblingsfilm aller Zeiten? Haha. Hundert beste Filme, oder zehn oder nur einer? Meine Lieblingsfilme sind an Erinnerungen, an Lebensumstände geknüpft. An andern Festivals habe ich schon gemerkt, das meine Lieblinge durchaus nicht immer die anderer Leute waren, z.B. von Edgar Reitz Die Zweite Heimat 1992 in Venedig. An diesem Festival freue ich mich ganz besonders auf das Wiedersehen mit Bertoluccis Novecento. Die Retrospektive von Wim Wenders passt mir leider zeitlich nicht ins Programm.
Aus welchen Gründen sind Sie Mitglied der Jury für den kirchlichen Filmpreis geworden?
Weil ich schon als Kind im Kino bei berührenden Filmen meinen Emotionen freien Lauf lassen konnte, als Jugendlicher lieber in den «Filmclub» als in die Kirche ging, als Pfarrer das «Cinéglise» als eine Kino und Kirche verbindende Veranstaltung in unserer Gemeinde mitgründete und mich als Kirchenrat mit dem Ressort «Mitgliedschaft und Lebenswelten» an vorderster Front für die Präsenz der Kirchen am ZFF einsetze.
Welche Kriterien zeichnen Ihrer Ansicht nach einen preiswürdigen Film aus?
Ein Film ist für mich preiswürdig, wenn ihm eine überzeugende Balance visueller und affektiver sowie spiritueller und ethischer Aspekte gelingt – eine Balance, die sich rein nach Kriterien kaum exakt bestimmen lässt. Ein Film muss für mich deshalb, um preiswürdig zu sein, Fragen aufwerfen und die Zuschauenden nach dem Ende des Films in ihren Gedanken und Gefühlen im Blick auf das Verstehen von Menschen und im Blick auf das Verändern der Welt weiter beschäftigen. Am deutlichsten wird dies, wenn das Ende des Films auf der Leinwand für sie nicht das Ende des Films vor ihrem inneren Auge ist. Preiswürdig ist ein Film für mich deshalb auch, wenn die Zuschauenden weiter im Film drin bleiben – und so hoffentlich auch eine spirituelle und ethische Horizonterweiterung für ihr eigenes Leben und das Leben anderer erfahren.
Welches ist Ihr Lieblingsfilm aller Zeit?
Ein einziger wird es wohl nie sein. Aus meiner Kindheit wäre es «The Love Bug» von Walt Disney, aus meiner Jugendzeit «Harold und Maude» von Hal Ashby, aus meinem früheren Zeit als Erwachsener «The Matrix», und aus meinem späteren Zeit als Erwachsener «Match Point» von Woody Allen.